Nicola (Gründerin von PLAY HANDBALL) berichtet, wie Sport mit Bildung und nachhaltiger Entwicklung verknüpft ist und zu aktuell durchgeführten Seminaren und Fortbildungen für Studierende, Lehrkräfte und Volontäre zum Thema Sport als Bildungsinstrument für nachhaltige Entwicklung.  Nicola berichtet: „Auch diesen Frühling hatte ich wieder die Möglichkeit nicht nur an der Leuphana Universität in Lüneburg als Gastdozentin zum Thema „Sport als Bildungsinstrument für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ zu referieren, sondern habe auch Fortbildungen für Lehrkräfte im Raum Oldenburg, gefördert von der OLB-Stiftung, gegeben. Über 30 Studierende der Leuphana Universität Lüneburg nahmen am Seminar in Kooperation mit Dr. Jessica Süßenbach teil. Wir bieten diese Veranstaltung, die Studierenden aller Fachrichtung im Rahmen des Komplementärstudiums offensteht, nun schon im zweiten Jahr an und werden diese auch im nächsten Sommersemester wieder durchführen. Ziel der Veranstaltungen zum Thema BNE, ist die Qualifizierung von Multiplikatoren – vor allem im Bildungssektor Schule – um sie zu befähigen, mit spielerischen methodischen Ansätzen, Kinder und Jugendliche für Umweltschutz und nachhaltige Verhaltensweisen zu sensibilisieren. Als Basis für das Seminar und auch die Fortbildung dient die Spielesammlung „Umwelt bewegen – Spiele fair für die Umwelt“ (Scholl und Frowin, Hofmann-Verlag 2022), die aus dem PLAY HANDBALL Supercup Projekt hervorging.

Doch was ist eigentlich Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, und wie ist BNE mit Sport verknüpft?

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein Unterziel (SDG 4.7) des Nachhaltigkeitsziels 4 „Hochwertige Bildung“ der insgesamt 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. „Die Agenda ist ein Fahrplan für die Zukunft, mit dem weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und dabei gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahrt werden.“ (Bundesregierung) Darunter fassen sich Themen wie ein verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen und endlichen Ressourcen, menschenwürdig unsere Mittmenschen mit Respekt und Verständnis zu behandeln und in Frieden miteinander zu leben, aber auch durch Innovationen die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.  Die Agenda 2030 umfasst insgesamt 17 Ziele mit 169 Unterzielen von Ziel 1 „Keine Armut“ auf Erden, über Ziel 10 „Weniger Ungleichheiten“ bis zu Ziel 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Diese Ziele betreffen ALLE, heißt es: Regierungen weltweit, die Privatwirtschaft, die Wissenschaft und auch die Zivilgesellschaft.

ZIEL 4.7 Bildung für nachhaltige Entwicklung und globale Bürgerbeteiligung – bis 2030 sicherstellen, dass jeder die Möglichkeit hat, sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die notwendig sind, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. (United Nations, 2015).

Die Ziele erscheinen dem „normalen“ Bürger nun oft weit hergeholt: Was soll ein einzelner schon dazu beitragen, die Welt zu einem Ort des Friedens, ohne Hunger und Armut, mit gleichen Bildungs- und Berufschancen für alle zu machen, und das nicht nur im globalen Norden, sondern auch im globalen Süden? Das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nicht nur in Bildungsinstitutionen wie der Schule und Universität relevant, auch in Sportvereinen und anderen Bereichen unsere Gesellschaft, kann und muss ein Beitrag dazu geleistet werden, dass „alle die Kompetenzen und Fähigkeiten haben eine nachhaltige Gesellschaft mitzugestalten.“ Die Agenda 2030 fordert von Schulen und anderen Bildungsinstitutionen das Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Unterrichtskontext zu integrieren. „Ziel ist die Befähigung und Stärkung von Lernenden in der globalisierten und sich permanent verändernden Welt, um mündige, selbstbestimmte und verantwortungsbewusste Handlungsentscheidungen treffen zu können.“, heißt es auf dem Bildungsportal Niedersachsen. Oft sind aber nicht alle Schüler an solchen gesellschaftlich-relevanten Themen interessiert, es fehlt der persönliche Bezug. Warum muss ich den Wald schützen? Ein Kind, das den Wald als Spielraum hat, versteht das besser als ein Kind, das in der Stadt zwischen Asphalt aufwächst. Im Bereich der Erlebnispädagogik oder im Outdoor-Sport werden direkte Berührungspunkte und Erlebnissen in der Natur geschaffen. Doch im Schulalltag, mit strikten Lehrplänen und wenig Zeit, oder auch asphaltierten Schulhöfen ist ein Ausflug in die Natur eher die Ausnahme.

Foto: Bundesregierung (BNE-Portal.de) Die 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft.

Die 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft (Bild: Bundesregierung, BNE-Portal.de)

In den Fortbildungen und Seminaren zu Sport als Bildungsinstrument für nachhaltige Entwicklung, geht es vor allem darum, wie man einen Bezug herstellen kann, um für Umweltschutz und nachhaltige Verhaltensweisen zu sensibilisieren, Interesse zu wecken, zu begeistern und letztendlich Bildungsprozesse im Sinne der Nachhaltigkeit anzustoßen. Um einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten zu können, um diese nachhaltigen Handlungsentscheidungen treffen zu können, müssen Kompetenzen und Wissen vermittelt, aber auch Motivation und Bereitschaft geschaffen werden. Durch einen spielerischen Ansatz soll dieser Bildungsprozess unterstützt und ermöglicht werden. Kinder und auch Jugendliche haben einen natürlichen Drang zu spielen und sich zu bewegen. Mit Sport und Spiel wird in der Regel Spaß und Freude verbunden. Themen wie Recycling und Mülltrennung, Luftverschmutzung oder energiesparende Verhaltensweisen, werden dagegen eher als unangenehm empfunden und sind mit Aufwand verbunden.  Sportspiele und Bewegung werden als Instrument genutzt, um spielerisch eine direkte Verknüpfung zur ökologischen Nachhaltigkeit herzustellen. Mit der Spielesammlung „Umwelt bewegen“ wird ein Ansatz vermittelt, der ein spezifisches Umweltlernziel direkt in den Spielverlauf einbaut. Somit wird nicht nur erläutert, sondern spielerisch erlebt und verständlich gemacht, warum beispielsweise Bäume oder auch das Plankton im Ozean wichtig für eine sauber Luft sind, oder warum sauberes Wasser überlebensnotwendig für uns, die Tiere und Pflanzenwelt ist. Im Spiel wird der Ball zum Sauerstoff, der einem am Leben hält, ein „sauberer“ Pass ist nicht nur gut um zu Punkten, sondern symbolisiert auch einen achtsamen Umgang mit Müll und durch gutes Abwehrverhalten kann man die Bäume schützen, die nicht nur den Boden vor Erosion schützen, sondern auch durch Photosynthese wichtige Sauerstofflieferanten sind und somit zu einer sauberen Luft beitragen.

„Ein inspirierender, aktiver Workshop, bei welchem schon direkt neue Spiel- und Bewegungsideen entstehen. Die erlernten Inhalte und die Spielideen aus dem Buch können sofort im eigenen Unterricht Verwendung finden.“ (Marlene Wyllie, Oberschule Bad Zwischenahn)

Lehrkräfte-Fortbildung, Haupt- und Realschule Altes Amt Friedeburg (Foto: Play Handball)

PLAY HANDBALL’s Vision ist es nicht nur den Handballsport für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu fördern, durch Sport zur Völkerverständigung bspw. durch Austauschprogramme beizutragen, aber auch den Sport zu nutzen, um auf wichtige gesellschaftspolitische Themen wie Umweltschutz, Geschlechtergleichstellung oder auch Gesundheit und Wohlbefinden aufmerksam zu machen. Um soziale positive Veränderung zu bewirken, ist es unser Ziel, Interesse, Begeisterung und Wissen für nachhaltige Themen und Verhaltensweisen zu stärken. Sport ist ein hervorragendes und einmaliges Instrument dazu, da es begeistert und beliebt ist, Menschen verbindet, spielerisch soziale Zusammenhänge erlebbar macht und Sozialkompetenzen vermittelt, und auch Aufmerksamkeit schafft. Mit der Spieleserie, mit Fortbildungen zu diesem Thema, aber auch durch unser Supercup Turniere, möchten wir zu einem respektvollen, fairen und verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst, seinen Mitmenschen und auch der Umwelt beitragen.

Supercup das PLAY HANDBALL Umweltbildungs-Turnier:

 

„Umwelt bewegen – Spiele Fair für die Umwelt“ (Scholl und Frowin, 2022), ISBN 978-3-7780-8200-3: oder Bestellungen über info@Play-Handball.org – Einblick ins Buch: https://www.sportfachbuch.de/pdfs/8200.pdf

Durchgeführte Seminare und Fortbildungen zu Sport als Instrument der BNE:

  • 2023: Seminar an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) (gefördert durch Engagement Global NRW)
  • 2023: Seminar im Rahmen des Komplementärstudiums im SoSe 23, Leuphana Universität Lüneburg
  • 2023: Online-Fortbildung für Teamer*innen der Deutschen Jugendherbergen (DJH) Bayern und Baden-Württemberg
  • 04 Jun 2024: Lehrkräfte-Fortbildung, Oberschule Bad Zwischenahn (gefördert durch OLB-Stiftung)
  • 05 Jun 2024: Lehrkräfte-Fortbildung, Haupt- und Realschule Altes Amt Friedeburg (gefördert durch OLB-Stiftung)
  • 28 Jun 2024: Fortbildung für Volontäre am Standort Düsseldorf der UEFA Euro 24 (im Auftrag von Engagement Global NRW)

Weiterführende Links:

Previous Post Supercup begeistert mehr als 300 junge Menschen für nachhaltiges Verhalten und Handball
Next Post "Handball in School" Workshops begeistern in Südafrika