Liebe Partner, Unterstützer und Freunde von PlayHandball,
ich möchte mich im Name von PlayHandball und dem ganzen Team ganz herzlich für eure Unterstützung, Zusammenarbeit und Interesse an unserer Arbeit bedanken. Dieses Jahr ist für uns, wie für viele andere, anders verlaufen als geplant. Mit Ausbruch der Pandemie mussten viele Aktivitäten in unseren Projektländern Südafrika und Kenia abrupt gestoppt werden. Anfang April mussten alle deutschen Freiwilligen schweren Herzens innerhalb von einem Monat ihre Gastländer verlassen und nach Hause zurückkehren. Kurzfristig wurden alle sportlichen Gruppenaktivitäten eingestellt, und Schulen wurden teilweise oder sogar ganz geschlossen. Das soziale Leben war stillgelegt und allein das gesundheitliche Wohlbefinden stand im Mittelpunkt. Für uns war das Ausmaß wie für viel andere nicht bewusst, und wir hatten damals noch gehofft, dass alles im September wieder vorüber sein wird. Doch dies war nicht der Fall.
Auch wenn wir in diesem Jahr nicht alle geplanten Aktivitäten – wie beispielsweise die Schulliga für das Westkap, die Turniere in unseren Partnergemeinden Juja, Machakos und Kisumu in Kenia, die Nachmittagsprogramme an weiteren Schulen im Ostkap oder der SuperCup in Südafrika – umsetzen konnten und weiterhin keine Freiwilligen zur Unterstützung in den Ländern sind, geht 2020 nicht ohne positiven Fortschritt vorüber.
So hat Anfang des Jahres das dreijährige Erasmus+ Projekt Global Sport for Development and Peace Knowledge Collaborative, kurz GloKnoCo, mit dem ersten Intensivkurs für Studenten dreier Universitäten gestartet. Das Projekt zielt darauf ab, die Lehre in den Bereichen Sport und Entwicklung zu unterstützen und zu erneuern, die internationalen Kontakte zu erweitern und zu vertiefen und die akademische Welt näher an die Praxis heranzuführen. Dazu kooperieren drei Universitäten aus Paderborn (D), Brighton (GB) und Olomouc (CZ) mit NGOs, und darunter auch Play Handball.
Wir haben nach Ausbruch der Pandemie eine Corona-Hilfe in unseren Partnerländern Südafrika und Kenia ins Leben gerufen. Ziel war es, bedürftige Familien der Handball-Kinder in unseren Partner-Gemeinden mit Hilfspaketen bestehen aus Lebensmitteln, Hygieneprodukten und einem Informationsflyer mit Fitnessübungen für die ganze Familie zu unterstützen. Insgesamt verteilten wir 168 Corona-Hilfspakete in Südafrika und Kenia und unterstützten zudem eine Porridge-Küche in Seawinds/ Lavender Hill (SA), bei der zwischen 150 bis 200 Personen täglich eine warme Porridge-Mahlzeit erhielten. Wir sind sehr dankbar, für die zahlreichen Spenden, die diese kurzfristige humanitäre Hilfe ermöglichten.
Im Handball geht es auch um Gemeinschaft und dies merkt man in Zeiten der weltweiten Coronakrise mehr denn je. Somit haben wir uns auch sehr über das Engagement des TVB Stuttgart gefreut, der im Rahmen seiner Sozialinitiative „Die Blaue Brücke“ seit diesem Jahr PlayHandball unterstützt. Dadurch kamen wir auch mit „Share & Play“ und dem Gründer, den ehemalige spanische Nationalspieler Carlos Prieto, in Austausch. Unter anderem startete Martin Berger nicht nur seine Handball-Weltreise, sondern hilft uns auch mit seiner Initiative „Handball Inspires“ und begeistert uns gleichzeitig mit Handball-Stories von seiner Reise. Ein weiterer toller Partner, den wir gewinnen konnten, ist „One Team“. Die Sportentwicklungsorganisation in Deutschland fördert Sportentwicklungsprojekte weltweit und seit diesem Jahr auch unsere Projekte mit Fokus auf Kenia. Zudem haben wir auch unseren Verbandspartnerschaften wie zu dem Handballverband Schleswig-Holstein, dem Bayerischen Handballverband und dem Verband in Westkap in Südafrika intensivieren können. Wir sind mit „Learn Handball“ ins Gespräch gekommen und haben mit „H.I.T. – Help-in-Time“ und der Deutschen Sportjugend ein Konzept für zukünftige internationale Jugendbegegnungen erarbeitet. Insgesamt kann ich abschließen, dass in 2020 viele wichtige Weichen für unsere Programme zur Unterstützung der Handballjugend in unseren Afrikanischen Partnerländern gestellt wurden.
Die neue Normalität „Online“ hat 2021 auch vieles Neues ermöglicht. Theoretisch gibt es in der digitalen Welt keine Grenzen, ob sich zu treffen, zu lernen oder für anderes. Doch diese Möglichkeiten sind nicht für alle einfach so verfügbar, insbesondre für den Großteil der Kinder in benachteiligten Gegenden in Südafrika oder Kenia. Es gibt keinen Laptop oder eine Smartphone in jedem Haushalt oder die finanziellen Mittel sich Datenvolumen zu leisten sind nicht vorhanden. Daher ist es wichtig, nach Lösungen zu suchen, solche Hürden zu überwinden, damit alle oder möglichst viele sich beteiligen können. Wir haben bspw. unseren Corona-Hilfspaketen einfache Informations-Flyer beigelegt, die auch kleine Spiele und Fitnessübungen für die ganze Familie beinhalteten, damit die Kids auch im „Lockdown“ in Bewegung bleiben.
Trotz dieser Herausforderung gerade in den Gegenden in denen wir von PlayHandball arbeiten, sehe wir in der Digitalisierung ein großes Potential auch den Handball für mehr Kinder und Jugendliche in benachteiligten und entfernten Gegenden zu fördern. Den ersten Meilenstein haben wir mit unseren Online-Workshops im September gelegt. Rund 30 Teilnehmer aus vier verschiedenen afrikanischen Ländern und tolle Referenten von drei verschiedenen Kontinenten waren in den vier Kursen dabei. Eine weitere Form der Vernetzung und des Dialogs über Ländergrenzen hinweg konnten wir mit den anschließenden Online Talks „Handball without Borders“ im Dezember erreichen. In drei Gesprächsrunden diskutierten Gäste aus Afrika und Europa, die im Handball aktiv sind und sich engagieren, gemeinsam über die aktuelle Situation, Lösungen, Möglichkeiten und Erfahrungen. Diese Online-Talks sind auch weiterhin auf unseren YouTube-Kanal PlayHandball1 zu sehen.
Für uns Sportler ist die Digitalisierung aber nur ein Mittel zum Zweck. Letztendlich geht es darum gemeinsam zu spielen, zu trainieren und aktiv dabei zu sein ob als Spieler, Trainer, Lehrer, Helfer oder Fan. Durch die sportliche Interaktion und das Erlebnis werden Sozialkompetenzen und Selbstwertgefühle bei Kindern und Jugendlichen gefördert. Das regelmäßige Training und die Mannschaft geben Halt und ein Gefühl der Zugehörigkeit, welches für Kinder aus zerrütteten sozialen Umständen wichtig ist. Und in diesen unsicheren Zeiten noch wichtiger denn je. Daher ist es uns ein zentrales Anliegen, unsere Partner in den lokalen Gemeinden auch weiterhin zu begleiten und zu unterstützen. Wir bleiben unserem Ziel treu, lokale Jugendorganisationen und Trainer in Afrika fortzubilden mit Wissen und den Fähigkeiten auszustatten, Handball als Entwicklungsinstrument für Kinder und Jugendliche einzusetzen und damit diesen die Kompetenzen zu geben eine nachhaltige Zukunft für sich und die Gemeinschaft mitzugestalten.
Wir sind dankbar für alle Unterstützung ob in finanzieller, materieller oder mentaler Form durch motivierende Worte oder stilles Interesse, die uns in diesem Jahr entgegengebracht wurde. Die Gemeinschaft um PlayHandball wächst. Und dieses Interesse und auch der Bedarf aus den „Communities“ motivieren uns täglich weiter zu machen und gemeinsam mit eurer Hilfe mehr zu Leisten.
Keiner kann wirklich absehen wie lange diese Pandemie uns noch einschränkt. Doch der Sport lehrt auch Ausdauer und mentale Stärke. Daher bleiben wir positiv und blicken nach vorne.
Für das kommende Jahr haben wir viel Vorarbeit in dieser Krisenzeit geleistet. In 2021 werden wir das Fortbildungsangebot für soziale Jugend-Handballtrainer weiter ausbauen, damit mehr Möglichkeiten der sportlichen Aktivität und sozialen Interaktion für Kinder und Jugendliche schaffen, Verständnis zwischen Völkern und sozialen Schichten durch Jugendaustausch- und Begegnungsformate fördern, als auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung durch interdisziplinäre Konzepte wie bspw. unsere Umwelt-Spiele stärken.
Wir freuen uns, mit eurer Unterstützung, diesen spannenden Weg zu gehen.
Ich wünsche euch für 2021 Gesundheit, Lebensfreude und hoffentlich vor allem viele gemeinsame Stunden ohne soziale Distanz.
Mit sportlichen Gruß
Nicola Scholl