Wir von PLAY HANDBALL sind stolz darauf, dass unser Nachwuchstrainer aus Kenia am International Trainer Kurs an der Universität Leipzig teilnimmt und wir ihn begleiten dürfen. Brian Kithiny ist selbst als Spieler in der kenianischen Nationalmannschaft aktiv und parallel als Jugendtrainer Teil unseres Projekts in Kenia. Um Handball-Know-how nachhaltig in Kenia zu etablieren und damit die sportliche Entwicklung voranzutreiben, war es uns ein wichtiges Anliegen, Brian die dreimonatige Fortbildung für Handballtrainer in Deutschland zu ermöglichen. Brian hat große Ziele, er sieht sich aber auch als Vorbild und möchte unbedingt der Jugend in Kenia vermitteln, dass es möglich ist, seine Träume zu verwirklichen, so wie er es tut. Der Sportler möchte die Jugend in seiner Heimat motivieren, daran zu glauben, aber auch hart zu arbeiten. Ein Klasse-Typ mit Klasse-Zielen! Im Gespräch mit uns teilt Brian seine ersten Eindrücke und zukünftigen Ziele.
Informationen über den International Trainer Kurs: ITK Leipzig.
Hey Brian, wie läuft es bisher?
Meine Zeit an der Universität Leipzig ist ein einziges großes Abenteuer! Ich bin hierher gekommen, um internationales Handballtraining zu studieren, und es ist mehr als nur Bücher und Unterricht. Ich lerne so viel darüber, wie man Kinder trainiert, ihnen hilft, im Sport zu wachsen, und sogar ihr Leben außerhalb des Platzes positiv gestaltet. Aber glaub mir, es geht nicht nur um Handball, Leipzig ist eine Stadt, die mich jeden Tag aufs Neue überrascht!
Fantastisch! Was hat dich an der Stadt so beeindruckt?
Zunächst einmal ist diese Stadt wunderschön! Stellen Sie sich Leipzig so vor: Kopfsteinpflaster, alte historische Gebäude und üppige grüne Parks überall. Hier kann man in aller Ruhe spazieren gehen und plötzlich über ein verstecktes Café oder einen Straßenkünstler stolpern, der Musik macht. Die Stimmung hier ist so entspannt, aber es ist immer etwas los.
Wie kommst du mit dem Wetterunterschied zurecht?
Ja, es ist kälter als die sonnenreichen Tage in Kenia, aber ich fange an, es zu lieben, mich in warme Kleidung einzuwickeln und diese frische Herbstbrise zu spüren.
Das kann ich mir gut vorstellen. Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen deinem Heimatland und Leipzig?
Der Unterschied bei den Verkehrsmitteln! Zu Hause in Nairobi haben wir unsere geliebten „Matatus“. Sie sind verrückt, bunt, laut und voller Leben. Man springt rein, es gibt laute Musik, die Leute reden, und es ist jedes Mal eine wilde Fahrt. Hier in Leipzig gibt es Straßenbahnen. Super leise, super organisiert. Es ist wie Tag und Nacht. Als ich das erste Mal in eine Straßenbahn stieg, dachte ich: „Moment mal, wo ist denn hier das Chaos?“ Es war so friedlich, dass ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte! Aber hey, es ist irgendwie schön, morgens um 7 Uhr nicht um einen Sitzplatz kämpfen zu müssen oder dröhnende Musik zu hören.
Der öffentliche Verkehr in Kenia klingt wirklich spannend! Wie gefällt dir die deutsche Küche bisher?
Ich vermisse Ugali! Mit Sukuma Wiki oder Nyama Choma, das ist für mich wie zu Hause. Ich mag deutsches Essen, besonders Döner. Aber nichts ist so gut wie eine heiße Platte mit Ugali. Ich versuche, einen afrikanischen Laden in Leipzig zu finden, habe aber noch kein Glück gehabt. In der Zwischenzeit probiere ich neue Gerichte aus und entwickle mich zu einem kleinen Feinschmecker.
Vielleicht gibt es in der multikulturellen Stadt Berlin einen afrikanischen Laden. Mich interessiert, was die Menschen in Kenia und Deutschland unterscheidet.
Die Menschen hier sind etwas zurückhaltender als in meiner Heimat, wo alle offen und immer zu einem Gespräch bereit sind. Aber wenn man sie erst einmal kennengelernt hat, sind sie warmherzig und freundlich.
Und die Kultur?
Wow! Leipzig ist eine Stadt, die Kunst und Musik lebt und atmet. Es ist immer etwas los, Konzerte, Straßenkünstler, Kunstausstellungen – es ist, als ob jede Ecke der Stadt eine eigene Überraschung für dich bereithält.
Leipzig scheint eine tolle Stadt zu sein, danke, dass du deine Eindrücke mit uns teilst. Bitte erzähl mir mehr über die Inhalte aus der Universität!
Das ist eine ganz andere Ebene. Wir sprechen nicht nur über Übungen und Techniken; wir tauchen tief in die Entwicklung von Kindern durch Sport ein. Ich lerne, wie ich ein positives Umfeld schaffen kann, das jungen Sportlern Spaß macht, und ich weiß, dass das unbezahlbar sein wird, wenn ich nach Kenia zurückkehre. Kindern zu helfen, ihr Selbstvertrauen und ihre Liebe zum Sport zu stärken? Genau dafür bin ich hier!
Und wie sieht ein normaler Studiumstag aus?
Also, an einem Tag wie heute beginnen wir mit einer Stunde und 45 Minuten Theorieunterricht! Wir lernen alles über Handball, wie man Kinder fördert und was man ihnen in welcher Altersgruppe beibringen sollte. Das ist so inspirierend! In der heutigen Theoriestunde ging es um Dribbling, also wie man jemanden, der noch nie einen Ball geprellt hat, zu einem Dribbel-Profi macht!
Danach machen wir eine kurze Pause und dann geht es zum spaßigen Teil über – dem Training! Wir treffen uns in der Handballhalle, wo wir das Gelernte praktisch ausprobieren und die gezeigten Materialien verwenden können. Nun ist es an der Zeit, sich in Gruppen aufzuteilen und unseren Ideen freien Lauf zu lassen! Wir überlegen uns einige Dinge, die wir in unserem eigenen Training umsetzen können.
Nach der Praxis gehen wir für die letzte Einheit, die Didaktik, zurück in die Klasse. Hier lernen wir etwas über Talente, motorische Fähigkeiten, Koordination und konditionelle Fähigkeiten. Wir haben auch Sportwissenschaft, wo wir etwas über den menschlichen Körper im Allgemeinen lernen. Wir lernen sogar etwas über Knochen, Muskeln, Ernährung und so weiter! Wir haben auch eine Inklusionsklasse, in der wir lernen, wie wir Menschen mit Behinderungen in unseren Sport integrieren können. Dort lernen wir, wie man sie trainiert und wie man sie als Team zusammenbringt! Wir haben auch Einheiten, bei denen wir die DHFK-Teams beim Training beobachten und sehen, wie ihr Training aufgebaut ist.
Wie sieht deine Vision aus, wenn du deinen Handball-Träumen freien Lauf lässt?
Ich denke, ich möchte ein Top-Trainer werden, Jugendliche fördern und ihnen zeigen, dass es möglich ist und dass man es schaffen kann. Ich möchte das Gesicht des Handballs in Kenia verändern und Handball zu einem der Top-Sportarten des Landes machen. Außerdem möchte ich durch Afrika und die Welt reisen, um zu sehen, was wir zu Hause noch besser machen können. Im Moment bin ich ein Spieler und träume immer davon, auf den größten Bühnen zu spielen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um die Jugendlichen und jungen Leute zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass es möglich ist.
Zum Schluss würde ich gerne wissen, was dein Zwischenfazit von dem Projekt ist.
Um es zusammenzufassen: Ich habe einen Riesenspaß! Ich lerne, wie man junge Handballer trainiert, gewöhne mich an die Straßenbahn (ich vermisse allerdings immer noch die Matatus!) und erkunde diese wunderbare Stadt – ich genieße jede Sekunde. Klar, ich vermisse mein Zuhause, vor allem das Essen, aber Leipzig ist in kürzester Zeit zu einem zweiten Zuhause geworden. Ich kann es kaum erwarten, all diese Erfahrungen und Kenntnisse nach Kenia zurückzubringen!
Interview: Laurids (Volunteer, in Kapstadt)