Handballer Robin Lorenz erlebt ein bewegendes Jahr mit PLAY HANDBALL und zeigt, wie Sport weltweit Gemeinschaft schafft.
Ein Bericht von Robin Lorenz, weltwärts-Freiwilliger für PLAY HANDBALL in Kenia in Partnerschaft mit Kultur-Life, Nairobi, April-2025

Mein Name ist Robin Lorenz, ich bin 19 Jahre alt und komme aus dem Rheingau. Ich habe 12 Jahre aktiv Handball beim TGE Eltville gespielt. Im Sommer 2024 habe ich mein Abitur gemacht und mich danach bewusst für ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland entschieden. Über das entwicklungspolitische Programm „weltwärts“ der deutschen Bundesregierung bin ich seit September 2024 bei PLAY HANDBALL in Kenia tätig – eine gemeinnützige Organisation, die Sport, vor allem Handball, als Mittel zur sozialen Entwicklung einsetzt. Ich unterstütze PLAY HANDBALL Kenia in Nairobi als freiwilliger Handballtrainer beim Aufbau von Handballprogrammen für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Utawala und Mathare. 

Mein Alltag und meine Handballmission in Kenia

Ich lebe in Utawala, einem Vorort von Nairobi. Dort helfe ich vormittags an einer Schule und leite nachmittags Handballtrainings für Kinder und Jugendliche. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich – nicht nur wegen der kulturellen Unterschiede, sondern vor allem wegen der oft sehr begrenzten Ressourcen. In der Schule müssen sich die Kinder oft Bücher teilen, manchmal gibt es gar keine, Radiergummis und Anspitzer werden von Klasse zu Klasse weitergereicht. Trotz dieser Herausforderungen ist der Lernwille der Kinder riesig.

Nachmittags stehe ich dann mit meinem Mitfreiwilligen und guten Freund Jonas auf dem Handballfeld – dort leite ich das Training der Kinder, spiele mit ihnen, vermittle ihnen grundlegende Techniken, aber vor allem: Werte wie Teamgeist, Fairness, Respekt und Durchhaltevermögen. Für viele der Kinder ist das Training mehr als nur Sport – es ist ein Ort der Gemeinschaft und des Selbstbewusstseins.

Hier in Kenia spielen wir nicht in einer Handballhalle, sondern draußen – meist auf staubigen Fußballplätzen. Das funktioniert erstaunlich gut, bis der Regen einsetzt. Dann verwandelt sich das Spiel schnell in eine regelrechte Schlammschlacht. Meistens sind die Tage hier jedoch sehr sonnig. Vor jedem Training bauen wir gemeinsam die Tore auf und stecken das Feld mit Hütchen ab – Improvisation ist hier Alltag.

Dabei war es anfangs gar nicht so einfach: mit nur ein paar Leibchen, ein paar Hütchen und etwa zehn Handbällen – für rund 50 Kinder. Aber ich habe gelernt, dass man mit Kreativität, Flexibilität und viel Enthusiasmus viel erreichen kann, und wir konnten sinnvolle und spaßige Trainingseinheiten gestalten. Inzwischen hat sich die Situation deutlich verbessert: Durch die Unterstützung der Handball-Bundesligisten FRISCH AUF! Göppingen und den Füchsen Berlin verfügen wir nun über genügend Bälle und komplette Trikotsätze, um alle Kinder mit der nötigen Ausrüstung auszustatten. Das hat nicht nur die Qualität des Trainings verbessert, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl der Kinder enorm gestärkt.

Handball in Mathare

Seit kurzem bin ich auch einmal in der Woche in Mathare, einem der größten Slums in Nairobi, aktiv. Zusammen mit Newton, unserem PLAY HANDBALL Coach, und Jonas haben wir eine neue Handballinitiative im Slum gestartet. Zurzeit haben wir 25 junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren, die wöchentlich zu unseren offenen Trainingseinheiten kommen. Für mich ist das eine ganz neue Herausforderung, da ich bisher fast ausschließlich mit Kindern gearbeitet habe. Aber die Motivation und Begeisterung der Jungs ist beeindruckend – und die Trikots, die sie jetzt tragen dürfen, haben ihnen ein ganz neues Selbstwertgefühl gegeben.

Die Trikots wurden von meinem ehemaligen Verein TGE Eltville gespendet und von Fynn Gärtner aus der Herrenmannschaft persönlich nach Kenia gebracht. Die Freude und der Stolz der Spieler waren riesig – plötzlich stehen sie als Einheit auf dem Platz, fühlen sich gesehen und ernst genommen. Diese Trikots sind nicht nur Ausrüstung – sie bedeuten Zugehörigkeit, Identität und neue Perspektiven.

Was Handball für mich bedeutet

Ich habe selbst 12 Jahre lang aktiv Handball beim TGE Eltville gespielt. Der Sport hat mich geprägt – durch Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen, aber vor allem durch das, was man im Team lernt: Verantwortung übernehmen, gemeinsam wachsen, füreinander einstehen. Diese Erfahrungen jetzt weiterzugeben, ist ein Geschenk.   

Einer der schönsten Momente bisher war unser selbst organisiertes Turnier, das wir durch Spendengelder möglich machen konnten. Es dauerte einen ganzen Tag, und am Ende erhielt jedes Kind eine Medaille – für die Siegerteams gab es sogar Pokale. Besonders beeindruckt hat mich das Team aus dem Korogocho-Slum, das sowohl mit dem Jungen Team als auch mit dem Mädchen Team alles gewann – trotz körperlicher Unterlegenheit. Ihr unbändiger Wille, ihre Leidenschaft und ihr Teamgeist waren überwältigend. Man konnte förmlich spüren, welche Kraft Handball entfalten kann – besonders für Kinder, die unter schwierigen Bedingungen leben. Genau das ist auch das Ziel unserer Initiative in Mathare. Seitdem wir dort Trikots verteilen konnten, spürt man ein neues Gefühl von Zusammenhalt und Motivation. Jeden Tag diese Freude zu sehen, die Offenheit der Menschen zu erleben und ihre entspannte Lebenseinstellung zu teilen – das sind wohl die größten Gründe, warum ich nach Kenia gekommen bin und warum ich immer wieder zurückkommen möchte.

Ein großes Dankeschön

Im Namen von PLAY HANDBALL, den jungen Männern in Mathare und mir persönlich: Vielen Dank, TGE Eltville!

Mit eurer Trikotspende habt ihr nicht nur für strahlende Gesichter gesorgt – ihr habt eine Verbindung geschaffen, die über Kontinente hinweg reicht. Die Trikots sind viel mehr als nur Ausrüstung, sie geben den Spielern das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft, einer Handballfamilie zu sein. Danke! 

Robin Lorenz

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